Und davon kannst du leben?

[0:05] Und davon kannst du leben?

[0:07] Music.

[0:24] Ja, herzlich willkommen. Patzel Camillo ist mein Name. Gegenüber sitzt mir der Günter Schmatzberger. Und ja, wir haben diese Woche wieder eine spannende Frage in unserem Podcast, nämlich sie lautet, und davon kannst du leben. Günther, was hast du dir dabei gedacht? Naja, also diese Frage, 15 Minuten gönnen wir uns wieder, um die Frage zu beantworten, und davon kannst du leben. Ich glaube, dass diese Frage einer der schlimmsten Fragen überhaupt ist. Die kommt meistens von Eltern, Freunden, so in dieser Gründungsphase, wo man dann erzählt von der Geschäftsidee, die man hat und dann hören sie dieses an und dann sieht man schon die Sorgenfalten, wie sie sich am Gesicht ausbreiten und die Mieten, dass so in Wirklichkeit beschäftigt sie, während man da spricht, eine einzige Frage. Und die ist, und damit wird es so gern verdienen. Und das soll sich ausgehen. Das funktioniert ja nie. Und wenn man das sozusagen ein paar Mal hinter sich hat, solche Gespräche, dann bemerkt man das schon.

[1:35] Und das ist eine total unangenehme Frage. Ich finde, es ist eine der unangenehmsten Fragen überhaupt, weil man keine gute Antwort darauf geben kann. Du beziehst die Frage aber vermutlich auf dein Angebot, oder? Aufs Angebot, also aufs Einkommen in der Selbstständigkeit. Ich habe jetzt kurz gedacht, man könnte die Frage in zwei Richtungen betrachten. Einerseits, und davon kannst du leben, jetzt monetär aufs Geld bezogen, auf deine Einnahmen, oder und davon kannst du leben, also quasi auf deine Geschäftsidee an sich. Ich glaube, dass diese zwei Aspekte einen gemeinsamen Hintergrund haben, nämlich die Frage, ist diese Geschäftsidee lukrativ? Und diese Frage beantworten zu müssen, die kommt aber nicht als erstes.

[2:30] Also, ich weiß nicht, in meinem Kontext ist mir öfters passiert, man hat von einem Umsatz gesprochen und dann hat es gesagt, war es so viel, wow, toll, und das am Tag so mehr oder weniger, bis man es dann aufgedröselt hat und gesagt hat, Moment, Moment, das ist ja nicht so, dass ich jetzt täglich diesen Betrag nach Hause bringe.

[2:54] Ich habe dann auch kein Urlaubsgeld, kein Weihnachtsgeld. Wenn ich krank bin, kann ich nicht bei meinen Kunden sein. Das heißt, ich muss hier ja vorfinanzieren und darf auch die Sozialversicherung und das Finanzamt nicht vergessen, die ja auch was von mir wollen. Und wenn man das alles runterbricht, dann kommt vielleicht als zweites die Frage, okay, und davon kannst du dann leben? Ja, genau. Genau. Also das stimmt, wenn man selber nicht selbstständig war, hat man kein Gefühl dafür, was die Dinge kosten und warum jetzt auch eine einzelne Stunde teurer sein muss als in einer Angestelltenstunde. Also einer der größten Fehler, den man im Gründungsprozess machen kann, ist sich auszurechnen, wie viel verdiene ich sozusagen in der Stunde in der Anstellung und dann zu sagen, okay, ich will das Gleiche verdienen und dann nehme ich sozusagen meine Angestelltenstunde her und sage, das ist auch meine Stunde, also mein Stundensatz, weil das Ganze nicht ausgehen kann, weil in der Anstellung habe ich 100% Auslastung, kann das sozusagen in der Woche 40 Mal verdienen und in der Selbstständigkeit habe ich diese 100% Auslastung wahrscheinlich nicht. Plus Zusatzkosten. Also dann habe ich auch kein 13, 14 Monatsgehalt und so weiter.

[4:09] Bei dieser Frage, um davon ganz zu leben, die haben aber häufig auch so Gründungen, die so ein bisschen exotisch sind, keine Ahnung. Exotisch gar nicht so. Also im Sinn der Allgemeinheit, die nicht selbstständig ist. Yoga-Trainer, Achtsamkeitslehrer und solche Dinge. Und man fragt, okay, ist diese Geschäftsidee überhaupt möglich, dass man sich davon ernähren kann? Also kann man mit so einer Geschäftsidee überhaupt sein Auslangen finden? Und diese Frage ist berechtigt. Also man muss in aller Fairness sagen, dass die allermeisten Selbstständigen.

[4:50] Nicht schaffen, also gerade jene, die sich aus einer Anstellung selbstständig gemacht haben, dass sie es nicht schaffen, mit dem Gewinn, den sie erwirtschaften, tatsächlich das Einkommen aus der Anstellung zu replizieren. Das heißt, sie verdienen in der Selbstständigkeit de facto weniger, als sie in der Anstellung verdient haben. Und jetzt kann man natürlich sagen, und das ist ein absolut angebrachtes Argument, zu sagen, na gut, in der Selbstständigkeit verdiene ich vielleicht nicht so viel, aber dafür habe ich andere Benefiz. Ich kann mir meine Zeit einteilen, ich kann mir aussuchen, mit wem ich arbeiten will, ich kann mir meine Freizeit so gestalten, wie ich möchte, ich kann von zu Hause aus arbeiten, ich muss nicht mit Kollegen arbeiten, die ungewisslos sind. Sondern das sind alles Argumente, die zählen und die tatsächlich auch berechtigt sind. Aber wir wollen uns nicht vor der Frage drücken, ob sich tatsächlich finanziell auszahlt.

[5:44] Und der Grund, warum das in der Gründungsberatung so unangenehm ist, oder in der Gründungsphase so unangenehm ist, solche Frage, weil man es nicht sagen kann. Man weiß es nicht. Spät in der Selbstständigkeit, wenn ich fünf Jahre selbstständig war, dann kann ich dir die Frage beantworten, ob man sich davon leben kann. Dann sagen, ja, sonst wäre ich nicht hier. Richtig. Oder ich kann sagen, ja, und das sehr gut. Da muss man vorsichtig sein mit solchen Antworten. Aber dann kann ich sagen, weil dann habe ich Beweise dafür. In der Gründungsphase habe ich die Hoffnung.

[6:14] Genau, und da würde ich vielleicht einhaken, man kann aus der Hoffnung schon eine bessere Prognose machen, wenn man sich mit der Frage auch wirklich bewusst auseinandersetzt. Wenn man hergeht und seine Hausaufgaben macht, sich vorbereitet, sich überlegt, was sind denn meine Kosten, was ist denn mein Mindeststundensatz, den ich verlangen sollte oder brauche, um dann vielleicht meine Pakete zu kalkulieren. Also sich schon im Vorfeld auch um das Preisgestaltungsthema wirklich Gedanken zu machen, damit man natürlich in der Zukunft dann sagen kann, ja davon konnte ich leben oder davon werde ich bald leben können oder wie auch immer, aber nicht bläugig reingehen und ja, ich mache jetzt halt einmal und dann werden wir schauen, ob ich davon leben kann oder nicht. Ja, absolut. Da wäre mir persönlich das Risiko zu hoch. Genau. Also ich bin auch dafür, dass wir das Risiko in der Gründung so weit wie möglich reduzieren. Also ich halte nichts von riskanten Gründungen. Und einer der Faktoren, der uns dabei hilft, das Risiko deutlich zu reduzieren, ist wirklich die Zahlen anzuschauen und zu sagen, okay, wie viel soll es denn sein? Wie viel muss es denn sein im Monat an Umsatz, an Gewinn? Genau. Damit wir tatsächlich davon leben können. Genau, weil dann traue ich mir die Frage, wenn mir jemand zuwirft, auch zu sagen, ja, aus heutiger Sicht gehe ich davon aus, dass ich davon leben kann. Ja, ich habe es mir durchgerechnet. Genau.

[7:41] Gleichzeitig, und das, denke ich, ist auch sinnvoll, dass wir das erwähnen, weil es selten gesagt wird. Ich glaube, mein Gefühl sagt, dass die allermeisten Gründungen nicht von Beginn an profitabel sind. Also das ist ein Punkt, dass man davon leben kann, nicht mit dem Gründungstag beginnt. Ganz, ganz selten. Und ich glaube, darüber wird zu wenig gesprochen. Ja, also diese, ich weiß nicht, warum das so ist, aber die Wahrheit ist, dass man, dass niemand einem das Lokal einrennt, so mehr oder weniger, wenn man jetzt die Türen öffnet, sondern es braucht dafür Vorarbeit. Ja. Wenn ich, weiß ich nicht, eine Schule eröffne, werde ich nicht ganzen Schüler da plötzlich sitzen haben, weil niemand weiß davon. Ja. Habe ich ein Projekt und kann mit einem Projekt in die Gründung gehen, dann habe ich einen Kunden und wenn das ein gutes Projekt ist, dann kann ich vielleicht schon davon leben. Ja, die Frage ist aber, wie lang, also mittel- bis langfristig, irgendwann ist das Projekt aus. Ist es ein längeres Projekt, kürzeres Projekt? Keine Ahnung, muss man sich anschauen. Und ich glaube, es braucht eine Strategie.

[9:02] Break-Even-Point ist so ein Stichwort. Wann kann ich meine Kosten decken? Und bis zu diesem Zeitpunkt, wenn ich das jetzt in der Zukunft prognostiziere, wo das circa sein wird, nach ein paar Monaten, nach einem Jahr, nach zwei oder drei Jahren vielleicht erst, wie schaut es aus mit meiner Zwischenfinanzierung? Ja, genau. Habe ich entweder Rücklagen mir geschaffen, die für meine Geschäftsidee gedacht sind? Also jetzt nicht, dass, wenn die Rücklagen aus sind, die ich dann sozusagen generell ein Problem habe, auch privat, sondern wenn man sagt, ich habe Rücklagen für meine Geschäftsidee, wie lange kann ich da zuschauen von dem Zähren?

[9:41] Oder habe ich irgendwelche zusätzlichen Einnahmequellen noch, die mir helfen, diesen Zeitpunkt sozusagen zu verschieben, weil ja vielleicht doch der eine oder andere Umsatz reinkommt, ich doch die eine oder andere Einnahmequelle habe über meine Selbstständigkeit dann, also Einnahmen generieren konnte über die Selbstständigkeit, die dann einfach den Punkt verschieben und ich weniger von meiner Not klagen oder anderen Dingen. Wir haben ja schon eine Folge dazu gemacht zur Frage, wie viel finanziellen Polster braucht man bei der Gründung. Und das hängt natürlich auch vom Geschäftsmodell und von verschiedenen Umständen. Aber grundsätzlich ist es durchaus normal, dass wir am Anfang auf diese Reserven, auf diesen Puls auch zurückgreifen müssen, weil wir nicht von Anfang davon leben können, von dieser Geschäftsidee, sondern dass das auch dauert. Und je besser wir da ausgestattet sind, je besser wir uns selber zwischenfinanzieren können und dieses Business langsam aufbauen können, desto entspannter wird das wahrscheinlich sein. Je stärker wir hier einen Einnahmendruck von Anfang an haben, je schneller wir davon tatsächlich leben müssen.

[10:52] Bedeuten zwei Dinge, desto besser müssen wir vorbereitet sein, desto besser müssen wir schon zum Zeitpunkt der Gründung aufgestellt sein und, was das alles Entscheidende ist, desto besseren Zugriff auf potenzielle Kunden müssen wir haben, dass die Kunden eigentlich schon vor der Tür stehen und uns doch das Lokal einrennen und nur darauf warten, dass wir endlich die Tür aufsperren, dann können wir sofort davon leben. Und wenn das so ist bei dir, dann Gratulation, lieber Hörer, liebe Hörerin, hin, dann bitte, bitte starte sofort. Ein Quäntchen Glück gehört, glaube ich, immer dazu. Ja, aber das Problem ist, das wünsche ich jedem, aber das Problem ist, dass wir mit Glück nicht planen können. Also, der Businessplan, der damit endet, das drinsteht, okay, und dann passiert ein Wunder. Also, das ist sozusagen nicht die beste Herangehensweise. Wir können mit Glück und Wundern nicht planen. Deswegen würde ich sagen, Erfolg erfolgt wenn ich mich entsprechend vorbereitet habe.

[11:54] Das ist ein tolles Wortspiel, Kamil.

[11:58] Nein, aber ja, das ist, glaube ich, wichtig, dass man sich dieser Frage wirklich bewusst stellt, sich hier seine taktischen oder strategischen Schritte ein wenig zurechtlegt, damit man wirklich mit weniger Druck reingeht. Weil durch Druck und Stress, gerade wenn es um finanzielle Themen geht, könnten schnell mal Fehlentscheidungen getroffen werden. Und es ist dann oft schade, wenn man sagt, jetzt habe ich einen Job annehmen müssen, weil es einfach nicht mehr funktioniert. Ich habe meinen Gewerbestil gelegt. Schade, es wäre eine coole Geschäftsidee gewesen, die vielleicht etwas mehr Zeit gebraucht hätte.

[12:39] Ich habe unlängst in einem Buch gelesen, wo jemand gesagt hat, dass den meisten Geschäftsideen geht nicht das Geld aus, sondern die Zeit. Ich glaube, das stimmt tendenziell, dass viele, viele Geschäftsideen einfach mehr Zeit bräuchten. Zeit und Geld hängt ein bisschen zusammen, aber wenn ich es schaffe, sozusagen diese Frage, wie ich davon leben kann, wann ich davon leben kann, ein bisschen vorzubereiten, dann tue ich mir leichter. Und, was auch wichtig ist, dann tue ich mal leichter auch mit unseren Verwandten und Freunden und Partnern. Auch dazu haben wir schon Folgen aufgenommen, was tue ich, wenn die Partnerin dagegen ist. Und wenn die fragt, und davon kannst du leben, dann ist es eine berechtigte Frage. Wie sollen wir davon leben? Und dann soll ich sagen, na gut, schau dir das an. Ich habe mir das ausgerechnet. Zwei Monate lang kann ich nicht davon leben. Aber im dritten Monat plane ich schon ein bisschen an Umsatz. Und das wird sich bis zum sechsten Monat steigern. Und in einem Jahr plane ich, dass das geht. Und bis dorthin habe ich diese Ersparnisse und habe ich da noch einen Nebenjob und das geht sich aus.

[13:39] Das heißt ja nicht, dass das alles so funktioniert, aber ich habe es mir überlegt

[13:42] und ich habe einen Plan dazu und das ist dann beruhigend. Irgendwie kommt die Frage, glaube ich, auch generell, wenn ich zurückdenke in meinen Karriereweg, bei Schulentscheidungen, was willst du einmal werden, was willst du einmal machen, kommt diese Frage auch. Ja, auch. Und wenn man, weiß ich nicht, sehr sportlich affin ist oder sehr musikalisch ist, dann kann man schnell mal von der Musik, glaubst du, dass du leben kannst? Genau, ja. Weiß ich nicht, von Sportdiensten, glaubst du, dass du jetzt der Auserwählte bist? Also die Frage kommt ja am Karriereweg, glaube ich, genauso. Genau. Und auch dort, glaube ich, kann man festhalten, je vorbereiteter ich bin, je tiefer ich mich vielleicht mit dieser Frage auseinandergesetzt habe, hätte ich auch eine Antwort, weil ich einen Plan habe. Richtig. Ich weiß nicht, ob der hält oder nicht, aber ich habe mir was überlegt, wie es angehen kann. Genau. Und vor allem, man lässt sich von diesen Fragen dann auch nicht so leicht entmutigen. Man darf nicht vergessen, diese Fragen kommen nicht immer von wohlmeinenden Menschen. Manche sind einfach nur neidisch oder freuen sich darauf, dass es nicht funktioniert. Oder werden selber gern müßiger geworden. Und wann wird das jetzt ausreden? Das heißt, zwei Sachen zum Abschluss.

[14:54] Rechne es dir aus, wie du davon leben kannst. Schau, dass du wirklich eine gute Planung hast. weil von selber passiert es nicht. Aber gleichzeitig lass dich auch nicht entmutigen, wenn jemand so eine Frage stellt mit offensichtlicher Absicht, dir zu unterstellen, dass du eben nicht davon leben kannst und dass es sicher nichts wird und dass es eigentlich auch völlig vergebener Lebensmühe ist.

[15:14] Nimm es als Chance, über deine Geschäftsidee zu reden und ihm ein Angebot zu unterbreiten. Genau, genau. Schau, dass du ins Gespräch kommst. Jedes Gespräch ist eine Chance. aus. Und dann ist diese Frage vielleicht auch sozusagen das Tor für eine gute Geschäftsbeziehung. Ja, genau. Perfekt. Wir haben jetzt fast wieder eine Punktlandung gemacht. In Kürze wird wahrscheinlich der Wecker wieder läuten. Drehen schnell ab, wenn unsere Hörer nicht schrecken. Ja, wirklich eine Sekunde war noch übrig.

[15:49] Ja, danke Camillo. Danke für den Austausch zur Frage, um davon ganz zu leben. Vielleicht haben dir diese Frage auch schon jemand gestellt, Familie, Verwandte, Bekannte, Freunde. Und möchtest du vielleicht mit uns mal drüber reden, über die Frage, und kann ich jetzt wirklich davon leben? Ketze ich das wirklich aus, wenn das so ist? Bei uns gibt es einen ganz kostenlosen, gratis Gründungscheckup, den man bei uns online buchen kann. Wir setzen uns zusammen, plaudern ein bisschen über deine Geschäftsidee, schauen, was schon da ist, schauen, was noch fehlt und geben dir ein paar gute Tipps auf den Weg, damit du gut in deine Selbstständigkeit starten kannst. Wenn du darauf Lust hast, in den Shownotes gibt es die Links dazu. Ansonsten sehen wir uns nächste Woche wieder, hören wir uns nächste Woche wieder. Ich freue mich schon drauf. Ich mich auch. Bei einer weiteren Folge von "Leiwand gründen". Und bis dorthin, seid fleißig und bleibt leiwand.

Und davon kannst du leben?
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