Die Angst der Eltern vor der Gründung
00:05 - 00:36
Camillo: Die Angst der Eltern vor der Gründung. Ja, hallo liebe Hörer, liebe Hörerin zu der heutigen wöchentlichen Podcastfolge Leib und Gründen. Ich heiße Camillo Patzl und an meiner Seite sitzt wieder der Gründungsberater Deluxe Günther Schmerzberger.
00:37 - 00:40
Günter: Hallo lieber Camillo. Wir haben heute eine spannende Frage.
00:42 - 00:55
Camillo: Obwohl man müsste es vielleicht noch als Frage formulieren. Angst der Eltern vor der Gründung. Damit ist jetzt vielleicht, haben die Eltern Angst, dass man sich selbstständig macht oder ist damit was anderes?
00:55 - 01:14
Günter: Ja, also ich habe die Frage mitgebracht und ich meine genau das damit. Oft haben die Eltern ein Problem oder zumindest ein ungutes Gefühl dabei, wenn sie hören, dass sich das Kind selbstständig machen möchte. Und darüber würde ich gerne mit dir heute sprechen.
01:16 - 01:33
Camillo: Ja, spürt man in den Gründungsberatungen durchaus, dass das durchschwingt. Und wir haben ja eine ähnliche Folge, glaube ich, ganz am Anfang des Podcasts gemacht. Einerseits, was werden die anderen sagen oder treffen da vielleicht auch, was, wenn mein Partner dagegen ist.
01:33 - 01:35
Günter: Richtig, also zwei Folgen dazu.
01:35 - 01:36
Camillo: Ja, genau.
01:36 - 02:02
Günter: Und jetzt die Perspektive der Eltern, weil ich mir denke, da lohnt es sich auch nochmal genau drauf zu schauen, weil die Eltern für uns in der Regel nicht egal sind. Also die Meinung unserer Eltern ist wichtig bei den allermeisten von uns. Nicht bei jedem und nicht in gleichem Ausmaß. Aber was die Eltern sagen und was die Eltern von uns halten, wie die Eltern uns wahrnehmen, ist uns meistens nicht egal.
02:02 - 02:49
Camillo: Ja, Schwingt mit rein. Also das wird man wahrscheinlich so nicht einfach vom Tisch wischen können. Und da gibt es natürlich unterschiedliche Motivationsbooster oder vielleicht sogar Motivations Hürden, die es zu meistern gibt. Wenn die Eltern in einem Dienstverhältnis ihr Leben lang waren, quasi die Selbstständigkeit so nicht kennen, dann haben die natürlich einen ganz anderen Zugang. Und da ist man vielleicht sogar mit seiner Idee wirklich ein bisschen alleine in dem Moment. Anstatt wenn jetzt die Eltern oder ein Teil der Eltern schon Selbstständigkeit gelebt hat oder vielleicht sogar selbstständig ist, dann glaub ich nimmt man das auch als Kind
02:49 - 02:50
Camillo: ganz anders wahr.
02:50 - 03:26
Günter: Ja, definitiv. Also bei mir war es, bei mir persönlich ist es so, ich bin der Erste in meiner Familie und bis heute der Einzige jetzt in meiner engen Familie, der selbstständig ist. Also bei mir war niemand selbstständig. Also Natürlich kam eine Familie von Bauern, die waren natürlich auch in gewisser Weise selbstständig. Aber dann gab es eine ganze Generation, wo alle angestellt waren in sehr langflüssigen Jobs. Also mein Vater war mehr als 40 Jahre im gleichen Unternehmen angestellt. Und man kann sich vorstellen, dass das natürlich eine ganz andere Art und Weise ist, über Arbeit nachzudenken, materielle Sicherheit
03:26 - 04:01
Günter: zu sehen. Wenn ich sage, mir ist wichtig, Stabilität im Job zu haben, wenn ich sozusagen diese Gewohnheit der regelmäßigen Zahlung habe, dann ist es eine ganz andere Art und Weise, drauf zu schauen. Und natürlich, die Eltern, die für ihre Kinder meistens das Beste wollen und sagen, okay, ich möchte, dass es meinem Kind gut geht, Die tun sich dann schwer zu sehen, warum solltest du dich in so eine unsichere Situation mit der Selbstständigkeit begeben, wenn du auch einen Job haben könntest. Also diese Frage, was soll dir das bringen, warum willst du das überhaupt tun, Die muss man
04:01 - 04:03
Günter: sehr häufig beantworten, entweder direkt oder indirekt.
04:07 - 04:44
Camillo: Ich glaube, es wird, so wie in deinem Fall beschrieben, natürlich ganz schwierig, wenn auch im weiteren Familienkreis Onkel, Tante, keine Ahnung, es da auch keine Selbstständigen gibt. Wenn es das gibt, wie gesagt, ist immer die Wahrnehmung der Eltern, die da ein bisschen mit reinschwingt, wie stehen die zu selbstständigen Personen oder Unternehmen? Ist das jetzt was Neutrales, was Positives und was Negativbehaftetes? Ist sozusagen der böse Unternehmer und das sind ja alle, weiß ich nicht, geldgärig oder sonst irgendwas. Keine Ahnung, was dafür Glaubenssätze teilweise verschliessen. Es ist ja oft interessant, da mal genauer hinzuschauen. Und das sind halt
04:45 - 05:18
Camillo: Hürden, die es dann zu meistern gilt, wo man sagt, ja, aber das ist mir ein Anliegen und ich möchte das ausprobieren, wann, wenn nicht jetzt, ich möchte in meine Selbstständigkeit gehen. Natürlich ist es einfacher und geht leichter von der Hand, wenn ich Rückenwind habe oder Rückendeckung, anstatt ich muss sozusagen nicht nur mir selbst verkaufen, dass das eine gute Idee ist, sondern auch noch meinen Eltern verkaufen, dass das eine gute Idee ist oder sogar mich vielleicht auch immer in eine Art Rechtfertigung hineinrutsche, warum ich jetzt die Entscheidung so oder so gefällt habe.
05:18 - 05:50
Günter: Genau, also ich glaube, was wir versuchen sollten zu vermeiden, es gelingt nicht immer, ist genau das, dass wir uns gegen unseren Eltern in einen Erklärungs- oder Rechtsfertigungszwang irgendwie kommen. Dass wir sozusagen versuchen, unsere Eltern von unserer Gründung zu überzeugen. Im besten Fall unterstützen sie uns, weil sie uns liebhaben und weil sie sagen, ich unterstütze dich bei allem, was du tust und auch wenn ich es nicht verstehe, ich bin auf deiner Seite. Das wünschen wir uns und wenn das so ist, dann ist es ein Riesensegen und ein Riesenglück. Dann kann man dankbar sein für unsere Eltern. Aber
05:50 - 06:20
Günter: wenn wir Eltern haben, die das nicht verstehen, was wir tun, dann müssen wir froh sein, wenn sie uns nicht im Weg stehen. Ja, wir können von unseren Eltern nicht erwarten, Das ist mir glaube ich wichtig zu sagen, dass sie uns supporten für irgendetwas, was sie nicht verstehen, wo sie sagen, ich kann eigentlich hier nicht dahinterstehen, weil ich verstehe nicht, warum du das machen solltest. Das heißt nicht, dass wir uns davon aufhalten lassen sollten. Wir haben trotzdem immer noch, Wir müssen das tun, es ist unser Leben, wir müssen das tun, wovon wir überzeugt sind. Aber wir dürfen
06:20 - 06:44
Günter: nicht beleidigt sein auf unsere Eltern, wir können, wir sagen nicht, die Welt ist so unfair, wenn unsere Eltern das nicht aktiv unterstützen können oder weil unsere Eltern nicht begeistert sind. Es ist nicht die Aufgabe unserer Eltern, dass ihre Begeisterung und in der Selbstständigkeit hilft. Aber es ist auch nicht unsere Aufgabe, unsere Eltern von unserer Selbstständigkeit zu begeistern. Das ist nicht notwendig.
06:45 - 06:47
Camillo: Geht auch die Energie, glaube ich, in die falsche Richtung.
06:47 - 07:19
Günter: Es bringt ja auch nichts. Wir brauchen unseren Eltern nichts verkaufen. Genauso wenig müssen wir das, was unsere Eltern sagen, jetzt hier sofort für bare Münze nehmen. Wir können das eine Meinung von vielen berechtigt stehen lassen. Und es ist wahrscheinlich eine besondere Meinung, weil die Eltern eine besondere Stellung haben, aber trotzdem müssen wir uns versuchen, uns hier richtig einzuordnen und wir müssen uns für unsere Entscheidung zur Selbstständigkeit nicht verteidigen, wir müssen es dafür nicht rechtfertigen. Unsere Eltern müssen sich aber auch nicht dafür rechtfertigen, dass sie es sozusagen anders sehen.
07:20 - 08:02
Camillo: Ja. Es kann Szenarien geben, wo die Angst vor der Gründung, auch nach der Gründung dann noch da ist oder einfach wieder kommt. Also in Phasen, wo es vielleicht nicht so prickelnd läuft im Unternehmen, wo man vielleicht an eine Grenze rutscht, wo man sagt, erlaube ich mir selbst das noch sozusagen aufrecht zu erhalten, sollte ich gegen Maßnahmen setzen und vielleicht hier einfach eine Veränderung herbeiführen, dann kommt oder schwingt das ganze Thema wahrscheinlich wieder stärker mit rein, weil man vielleicht wirklich wieder die Nähe zur Familie sucht, Rat sucht, ausdauerschön in die Kommunikation reingeht und dann kann es natürlich
08:02 - 08:40
Camillo: wieder passieren, dass man sagt so, naja, ich habe es dir ja gleich gesagt oder wäre es nicht besser, wenn du da einfach wieder ein Dienstverhältnis suchst und einen Job nachgehst. Also Dinge, die man dann sozusagen zu hören bekommt oder mit auf den Weg bekommt, die dann eine Angst schüren oder einfach zu Verunsicherung finden. Nicht bös gemeint, ja. Aber was sollen Sie einem raten oder sozusagen antworten oder einfach nur gut zureden? Sie wollen ja das Beste für uns und dass wir auch glücklich sind und uns gut fühlen. Und das geht vielleicht dann möglicherweise in eine Richtung, die
08:40 - 08:42
Camillo: man zu dem Zeitpunkt nicht brauchen kann. Genau.
08:42 - 09:19
Günter: Also ich glaube diese Angst davor, dass die Eltern sagen, ich habs dir ja gesagt, ist ein Riesenthema. Und das führt aus meiner Sicht auch zu einem Effekt, dass man mit seinen Eltern über diese Dinge dann oft gar nicht reden mag. Also ich glaube, Hypothese und ich habe keine Belege dafür, aber ich glaube tendenziell, dass die Eltern von Selbstständigen, die am schlechtest informierten Menschen im Umkreis des Selbstständigen sind, weil man mit den Eltern, gerade wenn sie sozusagen diesen Support, diese Begeisterung nicht haben, also nicht aktiv unterstützen, sich über diese Themen nur sehr ungern austauscht.
09:20 - 09:24
Camillo: Oder vielleicht auch nur eine gezinte Seite zu sehen bekommen.
09:25 - 09:43
Günter: Richtig, das ist eher dann die sehr positive Seite. Die wird überbetont und die negative Seite wird ein bisschen unterm Teppich gekehrt, weil man eben nicht hören möchte, habe ich ja gewusst. Oder vielleicht auch aus einer anderen Perspektive, weil ich den Eltern nicht Anlass zur Sorge geben möchte, wenn gerade was nicht
09:43 - 10:20
Camillo: läuft. Wenn ich Extremsportarten ausübe, dann kann es genau in eine ähnliche Richtung gehen, wo die Eltern sich einfach Sorgen machen und diese Sorgen, ob sie es jetzt aussprechen oder nicht, einfach mit reinschwingen. Nur das kann ich in der Situation, wo ich diesen Sport ausübe, nicht brauchen. Weil dann ist mein Kopf nicht bei der Sache und dann ist die Verletzungsgefahr recht groß. Und wenn es mir aber gelingt, da vielleicht eine gute Mitte zu finden, dass ich sage, ich gehe meinen Weg und ich mache meine Sachen und ich bin mir sozusagen diesen Weg auch bewusst Und suche sozusagen
10:21 - 10:46
Camillo: die Kommunikation irgendwo im Gleichgesinnten oder vielleicht wieder zurück zur Gründung bei einem Gründungsberater, bei einem Sparring-Partner, bei einem anderen Unternehmer, wo ich sozusagen einfach anders reden kann über Ängste, Sorgen, die man einfach hat, Erfolge, Misserfolge, als ich da vielleicht gezielt von Eltern bekomme, die jetzt dieses Szenario einfach nicht kennen.
10:46 - 11:24
Günter: Richtig. Ich glaube, es wäre ein Riesenzufall und vielleicht auch ein besonderes Glück, wenn ausgerechnet meine Eltern die Mentorin oder Mentorin wären, die mir jetzt bei meiner Selbstständigkeit hilft. Manchmal passiert das, dass die Eltern genau die richtigen Begleiter auf dem Weg sind. Aber ich würde sagen, geh mal davon aus, dass das nicht der Fall ist. Du musst dir für deine Selbstständigkeit wahrscheinlich deine Helfer, deine Mentoren, deine Vorbilder in einem anderen Bereich suchen. Ungekehrt ist ja auch manchmal der Fall, dass Eltern, die selbstständig sind, ja nicht immer automatisch Kinder groß sind oder die Kinder wollen sich dann gar
11:24 - 11:51
Günter: nicht selbstständig machen, weil sie sagen, na so wie meine Eltern möchte ich nicht leben. Also ich möchte nicht die ganze Zeit arbeiten und mich da ständig kümmern und Mitarbeiter, ich habe das alles erlebt, ich gehe in die Anstellung, da habe ich diese ganzen Sorgen nicht. Das heißt, es ist ja auch nicht so, dass Kinder von Selbstständigen es automatisch leichter haben, sondern es kann sein, dass die Kinder von Selbstständigen aus dieser Selbstständigkeit auch wieder ein bisschen abgeschreckt werden, weil sie sagen, na so gerade so mit meinen Eltern möchte ich es nicht haben.
11:52 - 12:36
Camillo: Vielleicht hilft da die gute Mitte, also sozusagen in die Kommunikation zu gehen, transparent zu sein oder zu bleiben, wie es halt möglich ist. Weil ich glaube, dass Eltern total stolz sind, egal was wir angreifender machen. Und wenn man es sozusagen umlegt auf eine andere Situation, ich glaube, die meisten Eltern wissen nicht einmal, was die Kinder in ihren Dienstverhältnissen machen, konkret. Und auch dort wird es vielleicht Zuspruch oder keinen Zuspruch geben. Und ja, es geht einfach vielleicht darum, dass man andere Themen findet, wo man sich austauschen kann und unterstützen kann. Aber die Eltern werden immer stolz sein
12:37 - 13:06
Camillo: und ich glaube, diese Angst kann man sich ein bisschen nehmen. Sie sind immer da als Sicherheitsnetz, die einen auffangen und sozusagen sich auch einen kümmern, wenn man jetzt Fußdoder oder Ärger hat oder Dinge mal nicht zu funktionieren. Und sie sind auch da, wenn es Feste zu feiern gibt und wenn man sich freut und wenn man sich das sozusagen in Erinnerung holt, dann kann man vielleicht dazwischen auch ein bisschen ihr Haus halten.
13:06 - 13:15
Günter: Ja, ich denke auch. Wir dürfen auch unseren Eltern, die Angst haben vor der Gründung und auch die Eltern, die sagen, na ja, müsst ihr das wirklich machen und überlegt das lieber nochmal.
13:15 - 13:38
Camillo: Vielleicht wollten Sie es ihr Leben lang machen, das gab die Gelegenheiten nicht. Oder Sie haben aufgrund Ihren Lebenswandel die Entscheidung getroffen, nicht in dieses Risiko zu gehen. Und dann ist es vielleicht eine übertragene Angst über die nächste Generation, wo man sozusagen, wo das Kind das dann ein bisschen mit als Rucksack bekommt.
13:38 - 13:39
Günter: Ausbaden muss.
13:39 - 13:47
Camillo: Ausbaden muss, aber halt dann vielleicht für alle diesen Schritt geht und wie gesagt, Eltern lieben einen, sie sind stolz auf einen.
13:49 - 13:56
Günter: Wir dürfen ihnen auch die Chance geben, in diese Idee auch reinzuwachsen, sich sozusagen daran, einen Gedanken zu gewöhnen.
13:56 - 14:26
Camillo: Veränderung braucht immer seine Zeit, wir alle wissen. Und selbst wenn sie dagegen sein würden, dann würde ich wie gesagt mir die Folge, was die anderen sagen bzw. Was mein Partner dagegen ist, einfach mal zusätzlich anhören, weil vielleicht auch noch ein paar Nagell drinnen sein könnten, wie ich mit dieser Situation umgehe, wenn ich da wirklich so ein bisschen einen Gegenpol spüre.
14:27 - 15:02
Günter: Gut, Ich glaube, damit haben wir das Thema mal so weit besprochen. Ich hoffe, es war etwas Nützliches für euch dabei. Vielleicht habt ihr ja gerade Eltern, die so ein bisschen den Gegenpol ausmachen und ihr möchtet uns darüber sprechen. Sehr, sehr gerne kommt ihr in einen kostenlosen Gründungscheckup. Vielleicht ist es bei euch aber so, dass eure Eltern motiviert sind, euch eine Selbstständigkeit zu treten. Und ihr nicht. Und ihr nicht. Dann könnt ihr auch mit uns reden. Sehr, sehr gerne. Und die Link dazu gibt es in den Show Notes. Meld dich einfach. Wir machen seinen Termin aus. Und
15:02 - 15:06
Günter: ansonsten würde ich sagen, nächste Woche sehen wir uns wieder, hören wir uns wieder.
15:06 - 15:19
Camillo: Zur nächsten Podcast-Folge, Leibernd gründen, wieder mit dem Gründungsbataar Deluxe, Günter Schmerzberger und Camilo Patzl. Ja, und bis dahin, alles Gute und bleibt's lauernd.
