Zwischen Applaus und Einnahmen: Musiker gründen anders (Sommergespräche 2025)
Sommergespräch 1.mp3
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Speaker 1
00:19 - 00:35
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, zu einem etwas anderen Podcast in unserer Reihe Leib und Gründen. Es sind nämlich die Leib und Gründen Sommergespräche mit Camillo. Camillo Patzl-Wiemann an meiner Seite. Hallo, liebe Hörerinnen, liebe Hörer.
Speaker 1
00:35 - 00:46
Günther Schmerzberger an meiner Seite. Genau, ich bin auch da. Wir gehen gerade durch den Prater spazieren. in Wien und haben uns gedacht, jetzt über den Sommer machen wir ein bisschen was anderes als normalerweise.
Speaker 1
00:46 - 00:58
Wir haben heute keine Fragen mit, sondern wir haben ein paar Storys aus unserer Arbeit als Gründungsberater mitgebracht. Genau. Machen wir ein bisschen ein gemeinsames Gespräch über diese Storys. Was leichtes, was sommerliches, was frisches.
Speaker 1
00:58 - 01:04
Ja, genau. Ist jetzt im Podcast-Feed und wenn du... Darf ich noch was sagen? Alles!
Speaker 1
01:04 - 01:27
Die Sonne scheint, die Leute sind gut drauf, da läuft gerade jemand und schwitzt. Wir schwitzen nicht, wir sind ganz entspannt. Noch nicht. Aber das ist die Idee von unseren Sommergesprächen und wir haben uns gedacht, wir machen so ein bisschen Storytelling, wir erzählen nachher ein bisschen, was uns untergekommen ist in unserer Gründungsberatungskarriere und unterhalten uns ein bisschen über unsere Arbeit und geben auch vielleicht ein bisschen einen Blick hinter die Kulissen,
Speaker 1
01:27 - 01:42
wie es bei uns so abläuft, was es so tut beim Gründungsberater. Trifft es das Ganze, was wir vorhaben, Camillo? Ja, trifft es auf den Punkt. Also, ich hätte ein Thema heute mitgebracht.
Speaker 1
01:42 - 01:50
Ja, sehr schön, bitte, erzähl. Stichwort? Wie ein Schwank aus deinem Lebensgefäß. Musiker gründen anders.
Speaker 1
01:50 - 01:56
Musiker gründen anders, ja. Musikerinnen wahrscheinlich auch. Ja, natürlich. Erzähl.
Speaker 1
01:56 - 02:33
Es ist ein spannendes Umfeld, weil ja die Branche sicherlich jeder kennt oder kennenlernen durfte, vielleicht als Kleinkind in einer Musikschule war, in einem Musikverein war, vielleicht gesungen hat oder wirklich ein Instrument gespielt hat. Und wenn man vielleicht auch diese Vorspielnachmittage oder Abende kennt, Wer kennt die nicht? Wer hat die organisiert? Beziehungsweise auch die Musiker, die halt dann entsprechend dafür proben oder vielleicht beim Musikverein in der Ortschaft mitspielen.
Speaker 1
02:33 - 03:09
Also da kommt man dann schon langsam, wenn es da um irgendwelche Ensembles geht und so weiter, dahinter, okay, das steckt mehr als diese Organisation dran. Oder da geht es vielleicht auch, wie können sich diese Menschen finanzieren? Wie gelingt es denen, das vielleicht wirklich auch auf einer beruflichen Basis zu machen? Wenn man jetzt an eine Band denkt, ist es sicherlich naheliegend, aber so als Solomusiker, der jetzt vielleicht bei mehreren Vereinen mitspielt und so quasi als Substitut da irgendwo einspringt.
Speaker 1
03:09 - 03:22
Oder es tatsächlich über die Lehre versucht, also Stunden zu geben. Ja, in der Musikschule ist es so. Lehrlehrerinnen oder wie auch immer. Oder noch weiter gedacht.
Speaker 1
03:22 - 04:14
Ich hatte auch eine spannende Gründungsberatung von einem Menschen, der Als Tontechniker, wo ich zum Beispiel selbstständig gemacht habe, das heißt alles, was es rund um ein Studio vielleicht sogar braucht, damit das eine bleibende Aufnahme wird. Also ich kann mich jetzt erinnern, wo du das erzählst, ich habe einmal eine Opernsängerin in der Selbstständigkeit begleitet, aber nicht so, wie man es denken würde. Sie wollte sich nämlich nicht als Opernsängerin selbstständig machen, sondern mit etwas anderem, damit sie ihr Business als Opernsängerin finanzieren kann. Also die Idee war sozusagen, sie hat Auftritte gehabt, aber das hat nicht gereicht und sie wollte sich ein zweites Standbein aufbauen, um eben dieses Einkommen aus einer anderen Quelle aufzubekommen.
Speaker 1
04:14 - 05:13
Und das Spannende ist, dass diese Menschen, so ist zumindest mein Eindruck, wirklich ausgesprochen engagiert sind, also alle Künstler und Musiker, Musikerinnen ganz besonders natürlich, aber gleichzeitig wahrscheinlich jetzt vom Business-Standpunkt eines der schwierigsten Gründungen überhaupt ist. Genau, darum sage ich auch dazu, oder waren die einleitenden Worte, Musiker gründen anders, weil ich glaube es fast ein eine Voraussetzung darstellt, dir sozusagen mit etwas anderem das eine zu finanzieren. Also jede Gründung, die ich da begleiten durfte, war einfach mit dem Problem verbunden, dass bis dieses Netzwerk steht, bis diese Connections stehen, dass Veranstaltungen stattfinden, Und einmal unabhängig von dem jeweiligen Honorar, was man dafür bekommen kann. Ob das man Profimusiker sein kann, dass man davon leben kann, das ist ja gar nicht so einfach.
Speaker 1
05:13 - 05:47
Nämlich ja auch die, selbst die bekannten Künstlerinnen und Künstler, die man vom Namen her vielleicht kennt, auch bei denen ist das ja kein gematewiesen, wo man sagt, okay, das ist easy, die kennen das sicher, die kennt man, deswegen sind sie reich. Nein. Nicht notwendigerweise. Und vor allem, was halt du nie ganz vergessen darfst oder auch nicht reinrechnen kannst einfach, du musst es sozusagen auch entsprechend üben, damit du auch ein gewisses Level einfach halten kannst oder erreichen kannst, wie auf jeden Fall man das betrachten will.
Speaker 1
05:48 - 05:55
Ich meine, das ist ja sowieso Voraussetzung, dass man wirklich, wirklich gut sein muss, weil sonst war ja gar nicht Anfang, Überbrückung, Überrechnung. Ja, aber machst du das ja? Ja, gar nicht. Das ist Voraussetzung.
Speaker 1
05:55 - 06:15
In deine musikalischen Stunden, die du verkaufst, kannst du das genauso wenig reinrechnen, wie in den Veranstalter, der sagt so, ich hätte gerne, dass sie für zwei Stunden da jetzt sich, weiß ich nicht, ein paar Lieder überlegen und da einfach eine, ja. ein Event draus machen oder eine Performance. Für 50 Euro insgesamt, nicht pro Stunde. Wie auch immer.
Speaker 1
06:15 - 06:42
Dafür gibt es dann wahrscheinlich ein Budget oder ein Honoraris, die bereit sind zu bezahlen. Aber in keinster Weise zu deinem tatsächlichen Aufwand steht im Sinne von Ob mir wer zuhört oder nicht, aber ich muss ja performen. Ich bin immer sehr skeptisch mit der Idee, das Hobby zum Beruf zu machen, weil das im Prinzip für mich zwei verschiedene Kategorien sind. Ein Hobby ist ein Leihwandberuf oder Einkommen.
Speaker 1
06:42 - 07:13
Also die Menschen, die ich kennengelernt habe oder begleiten habe dürfen, das war für die kein Hobby, sondern das war wirklich auf einem Leistungsniveau schon fast. Ja schon, aber war es deswegen auch ein Beruf? Das ist ja das Problem, glaube ich. Es heißt ja, dass die glücklichsten Musiker oder die glücklichsten Bands sind entweder die, die es geschafft haben, die künstlerisch erfolgreich sind, kommerziell erfolgreich sind, wo es wirklich rennt.
Speaker 1
07:13 - 07:29
Das ist die eine Gruppe. Und die andere Gruppe, die auch happy ist, ist die Band, die es gar nie versucht hat. Aber alles dazwischen, wo man sozusagen versucht, auch finanziell erfolgreich zu werden. Und dieser lange Weg dorthin und die Kompromisse, die man vielleicht machen muss.
Speaker 1
07:29 - 07:42
Also glücklich macht einen das, glaube ich, nicht. Und ich glaube, deswegen kann es schon sein, dass man sich als Profi sieht. Aber das sage ich jetzt als Betriebsleiter. Ein Profi bin ich ja nur dann, wenn ich damit tatsächlich auch meinen Ausklang empfinden kann.
Speaker 1
07:43 - 08:12
Und das ist in der ganzen Kunstszene und bei den Musikern natürlich ganz speziell, nochmal eine größere Herausforderung. Weil der Markt ganz anders funktioniert. Ja, und Stichwort Herausforderung, da den Weg zu finden, wo man sagt, das ist eben Teil des Businesses, eine Einnahmequelle und das bringt man eine gewisse Stabilität für alles andere, was damit verbunden ist. Das ist wirklich eine Challenge.
Speaker 1
08:12 - 08:31
Ja, total. Es war spannend. Also ich glaube, die zwei, drei Personen, die ich da auch im Kopf habe, die haben das auf ihre Art und Weise geschafft, auch wenn sozusagen der Weg dorthin kein einfacher ist oder war. Und sie stehen halt nach wie vor vor der Herausforderung.
Speaker 1
08:34 - 09:15
Wie können sie ihre Kunst oder sozusagen ihre Leidenschaft auf der einen Seite weiterentwickeln und leben, aber auf der anderen Seite auch ein Stück weit zumindest davon leben? Ja, das Berufliche, was sich ja losgetreten haben, auch entsprechend aufrechtzuerhalten. Also harte Nuss, harte Nuss, eh für alle. Aber ja, auch für uns Gründungsberater, weil wir ja da auch die anerkennen müssen, dass jetzt auch die Die klassischen Konzepte und Herangehensweise funktionieren nicht.
Speaker 1
09:15 - 09:37
Du kannst es nicht umlegen. Wenn man es jetzt aus der BWL her betrachtet, wenn man es jetzt sozusagen von einer klassischen opportunistischen Gründung her betrachtet, da sind lauter Modelle oder Konzepte, die hier einfach nicht tragfähig sind. Und diese Branche ist ja total spannend, wenn man da ein bisschen hinter die Kulissen schüren darf. Die tickt ja ganz anders.
Speaker 1
09:37 - 10:19
Allein der Beruf des Tontechnikers zum Beispiel, was ich da mitnehmen habe können ist, Jeder braucht ihn, aber der darf nichts kosten oder anders formuliert, der ist sozusagen in einem Paketpreis oder Projektpreis oder wie auch immer in einer Produktion jedenfalls mit reingerechnet. Und dann muss aber der Throntechniker, der vielleicht selbstständig ist, schauen, naja, wie geht sich das hin und vor aus mit dem Equipment, was man vielleicht dann braucht, weil das ist ja alles nicht abgestimmt oder besprochen in manchen Fällen. Absolut. Oder du kannst es nicht in ein Produkt oder Angebot kleiden, wo du sagst, und das verfilmt verwertige ich jetzt.
Speaker 1
10:19 - 10:44
Richtig, es ist nicht skalierbar. Also das Grundproblem hat eben ein Freund von mir mal in den prägnanten Satz gefasst, dass in der Musikbranche da sind lauter Negeranten daheim. Das heißt, lauter Menschen, die kein Geld haben, kein Budget haben, selbst für die essentiellsten Sachen nicht. Das heißt, oft ist ja gerade einmal genügend Budget da, um die Auftritte, um das zu ermöglichen.
Speaker 1
10:44 - 11:22
Aber dass Investitionsbudget da wäre, um, keine Ahnung, professionelles Marketing zu machen, um sozusagen wirklich professionell da irgendwie Social-Media-Marketing zu machen, das mehr ein intuitives Herangehen hinausgeht, Ja, es hat wahrscheinlich wenig, wenig, wenig Möglichkeit da, sich wirklich professionelle Hilfe an Bord zu holen, weil es einfach das Geld, ja, einfach ganz wenig Budget, vieles hängt von Förderungen ab und die Förderungen sind auch nicht üppig. Ja. Ich glaube, dass diese Gründer oder Gründerinnen auch ganz stark sich selbst auf dem Weg in die Selbstständigkeit hinterfragen.
Speaker 1
11:24 - 12:12
Und diese Höhen und Tiefen stärker wahrnehmen oder spüren, die man einfach am Weg in die Selbstständigkeit oder dann auch als selbstständige Person hat. Und sich sozusagen immer wieder aufs Neue eine Art Motivation holen müssen oder eine Art neues Ziel oder Vision, wie sie sozusagen die mir angehen. Einer Gründerin fällt mir gerade so ein beim Reden, Der habe ich tatsächlich mit einer Tetralemma-Aufstellung. Das kommt jetzt aus dem Systemischen und ist einfach eine Möglichkeit, auch anonym zum Beispiel, an Themen zu arbeiten, um Entscheidungen treffen zu können.
Speaker 1
12:12 - 12:31
Und da ging es einfach um die Frage, gründen oder nicht gründen. auch mit sozusagen der alternativen Möglichkeit vielleicht das nebenher zu machen bei einem Dienstverhältnis und so weiter. Ja total. Das sind jetzt lauter negative Aspekte.
Speaker 1
12:31 - 12:58
Ich glaube das was die die Künstler und die MusikerInnen tatsächlich als riesen Vorteil haben ist, dass es glaube ich für sie relativ leicht ist zu wissen, warum sie es tun. Also die allermeisten blühen auf in dem Moment, wo sie auf der Bühne stehen, wo sie ihre Musik spielen, wo sie Theater spielen, wo sie wirklich sozusagen die Kunst verfolgen. Und wenn man das erlebt und wenn man sich da immer wieder mit ihm verbindet, dann weiß man zumindest, wofür man es tut. Das ist bei manchen anderen Gründungen vielleicht nicht so.
Speaker 1
12:58 - 13:14
Also der Purpose ist bei diesen Gründungen bei den Künstlern sehr, sehr stark. Also die sind sehr bereit da oder die leben dafür und sind dann auch bereit. Die Nachteile davon oder die Schwierigkeiten, leichter werden es dadurch nicht. Aber zumindest wissen sie, wofür sie es tun.
Speaker 1
13:17 - 13:35
Und sie tragen es nach außen, also richtig. Genau, die Begeisterung ist spürbar. Aus dieser Entscheidungsfindung ist was Positives rausgekommen. Es hat sozusagen das Vorhaben nochmal beflügelt und sie ist ihren Weg gegangen und geht ihn noch weiter und ich finde das total wunderbar zu sehen, dass es auch funktionieren kann.
Speaker 1
13:36 - 13:56
Also das heißt jetzt nicht, dass das gleich von vorne weg zum Scheitern zu holen ist. Nein, gar nicht. Jeder muss da so ein bisschen seinen individuellen Weg finden. Auch was man sozusagen vom Typ Mensch her ist oder was es dazu braucht, damit eben diese Selbstständigkeit leben kann.
Speaker 1
13:56 - 14:16
Ja, genau. Ja, spannend. Wenn du jetzt, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, auch mit dir Wenn du dir schon überlegt hast, mal selbstständig zu werden als Künstler, Künstlerin, Sänger, Sängerin und mal mit uns darüber sprechen möchtest, dann melde dich bei uns. Wir sind auch im Sommer erreichbar.
Speaker 1
14:16 - 14:36
Genau, man kann uns auch sozusagen für ein Sommergespräch haben. Wir sprechen auch mit dir im Sommer. Und ansonsten würde ich vorschlagen, hören wir uns wieder nächste Woche zu einem neuen Sommergespräch, zu einem neuen Gründungsthema, zu einer neuen Gründungsstory. Und bis dorthin, alles Gute und bleibt land.
